Erdgasleitung OPAL fertig gestellt

Berlin/Kassel. Das Erdgas kann kommen: Nach 22 Monaten Bauzeit ist die größte Erdgasleitung Westeuropas, die Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung OPAL, jetzt fertig gestellt worden. Gemeinsam mit Henning Heidemanns, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg, gaben der Geschäftsführer der WINGAS, Dr. Gerhard König, und Henning R. Deters, Vorstandsmitglied der E.ON Ruhrgas, auf dem Gelände der OPAL-Verdichterstation in Baruth/Mark, südlich von Berlin, den Startschuss für die letzte von rund 50.000 Schweißnähten der über 470 Kilometer langen Anschlussleitung der Nord Stream. „Mit der Unterstützung aller Beteiligten ist es uns gelungen, die OPAL planmäßig fertig zu stellen. Nun stehen wir bereit, das Erdgas aus den sibirischen Lagerstätten zu den Verbrauchern in Deutschland und in den europäischen Nachbarländern zu transportieren“, erklärte Gerhard König. Die OPAL-Leitung war in den vergangenen Monaten Deutschlands längste Baustelle. Bis zu 2.500 Arbeiter hatten seit September 2009 zwischen Ostseeküste und Erzgebirge über 26.000 rund 18 Meter lange und 15 Tonnen schwere Rohrsegmente verlegt. Nach einer Testphase wird die Pipeline im Herbst zusammen mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream in Betrieb genommen. Insgesamt haben WINGAS und E.ON Ruhrgas über eine Milliarde Euro in das Energieinfrastrukturprojekt investiert.

Regional hat sich die Erdgasleitung OPAL damit als wichtiger Wirtschaftsfaktor erwiesen: Die privatfinanzierte Milliardeninvestition belebte vor allem während der Wirtschaftskrise 2009 und 2010 den regionalen Arbeitsmarkt und die Umsätze im Einzelhandel sowie im Hotellerie- und Gastgewerbe der umliegenden Gemeinden. Allein von den direkt beauftragten Baufirmen wurden während der Leitungsarbeiten mehr als 500 neue Mitarbeiter entlang der Trasse eingestellt. Vor allem in Brandenburg fanden zahlreiche Menschen neue Arbeitsplätze im Umfeld der Bauarbeiten. Gleichzeitig liefert die Realisierung der Pipeline eine Grundlage für eine neue leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur: Denn parallel zu der Erdgasleitung sind für die Überwachung und Steuerung der Erdgasströme Lichtwellenleiter verlegt worden, die für die öffentliche Telekommunikation mit genutzt werden können. Sie bieten eine Chance, die bisher zahlreichen „weißen Flecken“ in der DSL-Anbindung in den überwiegend ländlichen Regionen entlang der Leitungstrasse zu beseitigen.

Erdgasinfrastruktur gewinnt an Bedeutung

Die Erdgasleitung OPAL verfügt über eine Transportkapazität von 36 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr, was rund einem Drittel des derzeitigen deutschen Jahresbedarfs an Erdgas entspricht. „Als wichtiger Partner der erneuerbaren Energien wird Erdgas im künftigen Energiemix eine wesentlich stärkere Rolle spielen“, sagte König zum Abschluss der OPAL-Bauarbeiten vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft. „Zusammen mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream wird die OPAL einen wesentlichen Beitrag zur künftigen Erdgasversorgung in Deutschland und Europa leisten.“ Die OPAL führt von der Ostseeküste aus durch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen bis in die Tschechische Republik. In der Verdichterstation Radeland, die auf halber Strecke liegt, wird das Gas für den weiteren Transport komprimiert und verdichtet.

„Insbesondere vor dem Hintergrund der Energiewende in Deutschland hat das Erdgasinfrastrukturprojekt OPAL zusätzlich an Bedeutung gewonnen“, erläuterte der brandenburgische Wirtschaftsstaatssekretär Heinemanns. In Groß-Köris (Landkreis Dahme-Spreewald) wird ein Teil des Erdgases aus der OPAL für die Versorgung des Großraumes Berlin-Brandenburg ausgespeist. „Die gut ausgebaute Erdgasinfrastruktur in Brandenburg kann künftig eine wichtige Rolle bei der Systemintegration der erneuerbaren Energien spielen“, zeigte sich der Staatssekretär zuversichtlich. „Erdgas als der fossile Energieträger mit den geringsten Emissionen sichert die schwankende Produktion der erneuerbaren Energien ab. Moderne, effiziente und schnell anfahrbare Gaskraftwerke werden zur Absicherung von Spitzenlasten und in Zeiten der Flaute benötigt“, betonte E.ON Ruhrgas-Vorstand Henning R. Deters die Bedeutung zusätzlicher Erdgasinfrastrukur.