Stralsund/Kassel. Mecklenburg-Vorpommern macht den Weg für die Nordeuropäische Erdgasleitung frei: Die Landesbehörden haben heute die Genehmigung für den Leitungsabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern erteilt. „Mit der jetzt vorliegenden Genehmigung können wir umgehend mit den Vorbereitungen starten. Nach der Einrichtung der Baustellen beginnen dann die Bauarbeiten auf der Trasse“, erklärt Bernd Vogel, Geschäftsführer der OPAL NEL TRANSPORT GmbH, einem Unternehmen der WINGAS-Gruppe. Die Genehmigung für den Abschnitt in Niedersachsen wird ebenfalls in Kürze erwartet. Die NEL ist ein Projekt der Erdgasunternehmen WINGAS und E.ON Ruhrgas sowie des niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie. Die Unternehmen investieren allein in Mecklenburg-Vorpommern rund 500 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme der zweiten Anschlussleitung der Ostseepipeline Nord Stream ist für Herbst 2012 geplant.
Die 440 Kilometer lange Erdgasleitung NEL wird die Nord Stream, wie die bereits im Bau befindliche OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung), mit dem bestehenden europäischen Erdgasleitungssystem verbinden. Während die OPAL vom Anlandepunkt der Nord Stream in Lubmin bei Greifswald Richtung Süden bis in die Tschechische Republik verläuft, führt die Leitungstrasse der NEL von der Ostseeküste aus an Schwerin und Hamburg vorbei bis ins niedersächsische Rehden, südlich von Bremen. „Die NEL wird nicht nur die Versorgung Europas mit zusätzlichen Transportkapazitäten absichern“, erläutert Bernd Vogel. „Viel mehr wird die Leitung im Zusammenspiel mit der OPAL und der Nord Stream das europäische Erdgassystem weiter flexibilisieren.“ Die Leitung verfügt über eine jährliche Transportkapazität von rund 20 Milliarden Kubikmeter und soll über die Nord Stream anlandendes Erdgas aus den Lagerstätten in Russland weiter zu den Kunden in Deutschland, Dänemark, Niederlande, Belgien und Großbritannien transportieren.
Die jetzt erteilte Genehmigung des Bergamtes Stralsund gilt für einen 240 Kilometer langen Abschnitt zwischen Lubmin und Boizenburg an der Elbe (Landkreis Ludwigslust). Hier wird die Erdgasleitung die Elbe queren und weiter in westliche Richtung durch den Landkreis Lüneburg führen. „Der Bau der NEL entspricht in hohem Maße den Zielen des Energiewirtschaftsrechts eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche, leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Gas zu ermöglichen und ist im Interesse des öffentlichen Wohls“, begründete das Bergamt Stralsund die Genehmigung für die Erdgasleitung. Der Genehmigung seien intensive Prüfungen der Planungsunterlagen sowie der durch Behörden, Verbände und Privatpersonen dazu eingereichten Einwendungen vorangegangen.
Das jetzige Planfeststellungsverfahren basiert auf einem vorgelagerten Raumordnungsverfahren, in dem bereits überprüft wurde, ob sich das Projekt mit der Landesplanung für die Region und mit bestehenden Projekten vereinbaren lässt. In diesem Verfahren wurde auch ein erster Korridor für den Verlauf der Leitung festgelegt. Im Planfeststellungsverfahren wird insbesondere die Umweltverträglichkeit des Projektes sowie die Belange aller Beteiligten geprüft und gegeneinander abgewogen. „Um die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten, ist der Naturschutz von Anfang an ein wichtiger Faktor für die Planung der NEL“, erläutert Projektleiter Hans-Georg Egelkamp. „Es ist nicht immer die kürzeste Route, die eine Pipeline vom Start- bis zum Endpunkt nimmt. Vielmehr ist ihr Verlauf auch Ergebnis eines intensiven Dialogs mit Fachbehörden, Grundstückseigentümern, Kommunen und auch Umweltverbänden.“