OPAL erreicht Tschechien

Olbernhau/Brandov. Die von der Europäischen Union geforderte stärkere grenzüberschreitende Vernetzung von nationalen Erdgasleitungssystemen kommt einen bedeutenden Schritt voran: Bei der Verlegung der Erdgasleitung OPAL, die Erdgas aus der Ostsee-Pipeline Nord Stream weiter zu den europäischen Kunden transportieren wird, ist jetzt die deutsch-tschechische Grenze im Erzgebirge bei Olbernhau in Deutschland und Brandov in der Tschechischen Republik gequert worden.

Hier wird die rund 470 Kilometer lange Leitung mit dem tschechischen Erdgastransportsystem verbunden. „Mit der Errichtung der Nord Stream-Pipeline und deren Weiterführung OPAL erhalten die europäischen Kunden einen direkten Zugang zu den großen russischen Erdgasreserven in Sibirien. Damit wird die Energieversorgung in Europa nachhaltig gestärkt“, erklärte Bernd Vogel, Geschäftsführer der OPAL NEL TRANSPORT GmbH anlässlich der Querung des Grenzflusses Natzschung. Die Gesellschaft ist ein Unternehmen der WINGAS-Gruppe und wird den technischen Netzbetrieb der Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung (OPAL) übernehmen. Mit einer Kapazität von 36 Milliarden Kubikmetern pro Jahr und einem Durchmesser von 1,40 Metern ist die OPAL die größte in Europa verlegte Erdgasleitung. Insgesamt investiert die WINGAS-Gruppe zusammen mit der E.ON Ruhrgas AG rund eine Milliarde Euro. 

„Direkte Verbindungen zwischen nationalen Erdgasleitungsystemen wie hier an der deutsch-tschechischen Grenze sichern nicht nur die Energieversorgung in der Europäischen Union. Vielmehr lassen grenzüberschreitende Verbindungen der nationalen Systeme den europäischen Energiemarkt weiter zusammenwachsen, was den Wunsch und das originäre Ziel der Politik – den Wettbewerb zu intensivieren – deutlich voranbringen wird“, würdigte Hartmut Fiedler, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, den Bau der Erdgasleitung. Darüber hinaus profitiere der Freistaat auch direkt von einem Infrastrukturprojekt dieser Größe. „Sachsen verfügt über eine moderne und leistungsstarke Energiewirtschaft. Mit der OPAL-Leitung wird die Rolle Sachsens als Energiedrehscheibe für Deutschland und Europa weitergestärkt.“ Bereits seit Anfang der 90er Jahre ist die WINGAS-Gruppe in Sachsen aktiv. In den vergangenen 20 Jahren wurden mehr als 200 Millionen Euro in das durch Sachsen führende Leitungssystem investiert. Die Erdgasleitung STEGAL (Sachsen-Thüringen-Erdgas-Leitung) mit der Verdichterstation in Olbernhau wurde 1992 in Betrieb genommen, die JAGAL-Pipeline (Jamal-Gas-Anbindungsleitung) besteht seit 1999.

Querung der Natschung weiterer Höhepunkt der OPAL-Bauarbeiten

„Mit der Querung des Grenzflusses Natzschung und der Anbindung an das tschechische Erdgastransportsystem haben die OPAL-Bauarbeiten einen weiteren Höhepunkt erreicht“, betonte Bernd Vogel. „Das macht uns zuversichtlich, die Leitung wie vorgesehen bis zum Spätsommer 2011 fertig zu stellen und zusammen mit dem ersten Strang Nord Stream im Oktober 2011 in Betrieb zu nehmen.“ Von den insgesamt rund 470 Kilometern Pipeline sind bereits 400 Kilometer verlegt, auch das Zusammenschweißen der über 26.000 Pipelinerohre ist weitgehend abgeschlossen. „In Sachsen wie auch in Mecklenburg-Vorpommern wollen wir die Verlegearbeiten bis zum Ende des Jahres beenden“, ergänzte Michael Muth, Bauleiter der WINGAS. Auch in Brandenburg, dem längsten Abschnitt, sind schon über 200 Kilometer Leitung verlegt. Muth: „Neben der Fertigstellung der zahlreichen Straßenkreuzungen und der Rekultivierung der landwirtschaftlichen Flächen werden sich die Bauarbeiten in den nächsten Monaten vor allem auf den Bau der Gasübernahmestation in Lubmin und der Erdgasverdichterstation in Baruth, südlich von Berlin, konzentrieren.“ Um das Gas über die gesamten 470 Kilometer transportieren zu können, muss es unterwegs verdichtet, also unter Druck gesetzt werden. Ein Prozess, der in einer Verdichterstation vorgenommen wird.