Für OPAL: Größte Leitungsbohrung Westeuropas

Bindow/Kassel. Die Erdgaspipeline OPAL setzt neue Maßstäbe im Leitungsbau: Bei der Querung des Flusses Dahme vor den Toren Berlins haben die Ingenieure jetzt die größte Horizontalbohrung Westeuropas mit einem Durchmesser von 1,80 Metern im Leitungsbau vollendet. Mit dem gesteuerten Horizontalbohrverfahren HDD wurde bei Bindow (Landkreis Dahme-Spreewald) nicht nur die Dahme, sondern auch ein anliegendes Naturschutzgebiet mit Auewäldern auf einer Länge von 970 Metern unterquert.

„Mit der unterirdischen Verlegung stellen wir sicher, dass die sensible Landschaft an der Dahme geschützt bleibt“, erklärt OPAL-Projektleiter Hans-Georg Egelkamp. Der Unterführungsbereich sei mit fast einem Kilometer besonders großzügig mit einem weiten Abstand zu dem beidseitig des Flusses gelegenen Auwald und den offenen Niederungsbereichen geplant worden. „Mit der Wahl des HDD-Verfahrens ist es uns gelungen, den Eingriff in die Natur weiter zu minimieren, da wir weder zusätzliche Baugruben, noch eine dazugehörige Grundwasserhaltung benötigten.“ Insgesamt müssen für die über 470 Kilometer lange OPAL 172 Straßen, vier Autobahnen, 27 Bahnstrecken und 39 größere Gewässer gequert werden. 

„Der Abschnitt hier im Dahmetal ist eine der aufwendigsten Teilstrecken der OPAL in Brandenburg", sagt Michael Muth, verantwortlicher Bauleiter der WINGAS-Gruppe. Über 40 Bauarbeiter haben seit Anfang November die Querung der Dahme vorbereitet. Die gesteuerte Horizontalbohrung selbst erfolgt in drei Arbeitsschritten: Als erstes legt eine gelenkte Pilotbohrung mit einem Durchmesser von nur 18 Zentimetern den Weg der späteren Bohrung fest. Im nächsten Schritt wird die Pilotbohrung in mehreren Durchgängen aufgeweitet, bis schließlich der gewünschte Durchmesser erreicht ist. Als Stützflüssigkeit und Bohrspülung wird auf Bentonit zurückgegriffen – eine natürliche Mischung aus Tonmineralien, die auch als Dünger oder bei der Herstellung von Weinen und Fruchtsäften verwendet wird. Muth: „Im letzten Arbeitsschritt wird dann das eigentliche OPAL-Rohr in die Bohrung eingezogen.“ Das HDD-Verfahren wurde in den 70er-Jahren in den USA entwickelt.

Die OPAL führt von Lubmin an der Ostseeküste durch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen bis in die Tschechische Republik. Von den insgesamt rund 470 Kilometern Pipeline sind bereits mehr als 400 Kilometer verlegt, auch das Zusammenschweißen der über 26.000 Pipelinerohre ist weitgehend abgeschlossen. „In Sachsen wie auch in Mecklenburg-Vorpommern wollen wir die Verlegearbeiten bis zum Ende des Jahres beenden“, so Muth. Auch in Brandenburg sind von 270 Kilometern bereits 200 verlegt. „Neben der Fertigstellung der zahlreichen Straßenkreuzungen und der Rekultivierung der landwirtschaftlichen Flächen werden sich die Bauarbeiten in den nächsten Monaten vor allem auf den Bau der Gasübernahmestation in Lubmin und der Erdgasverdichterstation in Baruth, südlich von Berlin, konzentrieren.“ Die Inbetriebnahme der Leitung ist nach einer umfangreichen Testphase für Oktober 2011 zusammen mit dem ersten Strang der Nord Stream vorgesehen. Mit einer Kapazität von 36 Milliarden Kubikmetern pro Jahr und einem Durchmesser von 1,40 Metern ist die OPAL die größte in Europa verlegte Erdgasleitung. Insgesamt investiert die WINGAS-Gruppe zusammen mit der E.ON Ruhrgas AG rund eine Milliarde Euro.